120-jähriges Jubiläum

Seit 120 Jahren gibt es den Posaunenchor Affalterthal. Er ist der drittälteste in ganz Bayern und der einzige im Land, der vom "Posaunengeneral" Johannes Kuhlo mit begründet worden ist. Zwei gute Gründe zum Feiern.

 

 

 

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Wir schreiben das Jahr 1892. Die Kirchengemeinde Affalterthal hat sich am Sonntag, den 28. Februar wie üblich zum Gottesdienst versammelt. Die Gemeindeglieder blicken an diesem Tag aber neugierig zur Empore hoch, wo sich fünf junge Männer um die neue Steinmeyer-Orgel scharen. Die Gruppe hatte golden glänzende Instrumente in den Händen, die man hier noch nie vorher gesehen hatte. Auf ein Zeichen eines imposanten, weil schwarzbärtigen Mannes, erklang aus den Instrumenten das Lied: "Christus, der ist mein Leben". Mit diesem Choral und den fünf Bläsern Georg Prütting, Heinrich Schüpferling, Konrad Schuhmann, Georg Gemählich und Sebastian Hopfengärtner ist der Posaunenchor Affalterthal aus der Taufe gehoben worden. Die drei Flügelhörner, das Tenorhorn und das Helikon hatte Ortspfarrer Karl Heinrich Reich spendiert und damit die Gründung ermöglicht. Die fünf jungen Posaunisten hatten von Johannes Kuhlo, einem Studienfreund von Pfarrer Reich, innerhalb seines einwöchigen Urlaubs hier in Affalterthal die Ausbildung zum Bläser erhalten. Dazu mussten sie täglich etliche Stunden üben. Der Affalterthaler Posaunenchor ist damit der einzige in der bayerischen Landeskirche, an dessen Entstehung der "Posaunengeneral" Johannes Kuhlo, der in Fachkreisen noch heute einen guten Ruf besitzt, direkt beteiligt war. Und das ist schon etwas Besonderes und ein weiterer Grund zum Feiern.

Der Affalterthaler Posaunenchor, der drittälteste nach Neuendettelsau (1865) und Wettelsheim im Altmühltal (1886) gehört fest zum dörflichen Leben. Seine Hauptaufgabe besteht nach Angela Gemählich, die eine Diplomarbeit zum Thema "Posaunenchöre in Bayern" geschrieben hat, "in der Begleitung der Kirchengemeinde durch das Kirchenjahr". Außerdem wird er bei Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Geburtstag und Ehejubiläen aktiv. Ein besonderer Dienst ist bis heute das Blasen bei den Beerdigungen. Nur die älteren Bläser können sich noch erinnern wie das früher war; bei Wind und Wetter wurde oft der Leichenzug begleitet von kilometerweit entfernten Ortsteilen nach Affalterthal: zum Beispiel von Sattelmannsburg, Herzogwind oder Hartenreuth. Heute gehört das Blasen am Muttertag oder Silvesterabend und beim Gottesdienst im Grünen zusätzlich zum festen Programm. Viele Jahre lang wurde früher jeder Festtag mit einem Choralblasen vom Kirchturm eingeleitet. Die Familie Gemählich spielt seit fast 100 Jahren eine große Rolle im Bezug auf den Chorleiterposten. Anfangs waren es die Kantoren und Lehrer des Dorfes, die den Dirigentenstab schwangen, im Jahre 1919 übernahm Konrad Gemählich, Sohn des Gründungsmitgliedes Georg Gemählich den Stab. Mehr als vier Jahrzehnte lang leitete und prägte er den Chor. 1962 legte er die Chorleitung in die Hände seines Sohnes Hans, der den Stab wieder 40 Jahre später an seinen Sohn Simon weiter reichte. Jener hat das Dirigenten-Zepter nun seit 2001 in der Hand und sein Sohn Philipp (21) spielt auch schon die erste Stimme im Posaunenchor.

 

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Am Sonntag, den 6. Mai um 19 Uhr wird in der Affalterthaler Kirche der Festreigen eröffnet. Mit Bläsermusik von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy bis hin zu Traugott Fünfgeld und Eric Mankel wird der Posaunenchor Affalterthal musikalisch zeigen, was er zu leisten vermag. Und es wird Ortspfarrer Hans-Jürgen Johnke mitspielen. Er ist Landesobmann des Verbandes bayerischer Posaunenchöre und vertritt damit 18 000 Bläserinnen und Bläser in mehr als 900 meist evangelischen Posaunenchören. Ihm ist die Jugendausbildung ein besonderes Anliegen, um den Fortbestand der Chöre zu sichern.

Text und Bilder: Reinhard Löwisch