Geschichte der Dorfkirche Affalterthal

 

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Unschwer ist auch für den Laien erkennbar, dass die Affalterthaler Kirche schon sehr alt ist. Besonders eindrucksvoll sind die mächtigen Stützmauern des Kirchturms, die dem Gotteshaus einen wehr- und standhaften Charakter verleihen. Kleine Schießscharten oberhalb der Stützmauern und hohe Umfassungsmauern um den Pfarrgarten, dem früheren Kirchhof, erinnern noch heute an die kriegerische Zeit des Mittelalters, an die unruhige Reformationszeit, den 30-jährigen Krieges, bis hin zum Ende des 18. Jahrhunderts, als französische Soldaten die Gegend heimsuchten. All diese Ereignisse hat die in ihren Grundmauern über 700 Jahre alte Kirche er- und überlebt.

Laut Familienchronik derer von Egloffstein soll es schon 1071 eine "herrschaftliche Kapelle zu Affalterthal" gegeben haben. Sicher ist, dass die Kirche 1375 erstmals urkundlich erwähnt wird. Möglich ist das schon, denn in einer Urkunde von 1130 wird "Otto von Affaltere" als Besitzer des so genannten "alten Schlosses" bezeugt. Noch früher, in das 13. Jahrhundert, datiert Professor Peter Poscharsky in seinem Kirchenbuch die Entstehung des Chorturmes.

Erste größere Kirchenreparaturen sind laut Pfarrbeschreibung im Jahre 1580 durchgeführt worden. Damals trug man den Kirchturm wegen Baufälligkeit ab und baute ihn höher. Möglicherweise wurde dabei die heute noch erkennbare Vergrößerung des Gotteshauses vollzogen. Die Kirche war nach Einführung der Reformation durch den Ebermannstädter Pfarrer Theiler 1544 zu klein geworden. Wahrscheinlich sind in jener Zeit auch die beiden Emporen errichtet worden, da (laut Pfarrbeschreibung) die Ausgaben für den Zimmermann mit 76 Gulden ziemlich hoch ausfielen. Besondere Bedeutung errang die Pfarrkirche mit der Reformation in deren Verlauf Affalterthal 1544 zum ersten Mal und 1638 endgültig protestantisch wurde. Nicht ohne Stolz erklärte Hyronimus von Egloffstein am 16. Februar 1638, dass er "... in seinen Pfarreyen Egloffstein, Cunreuth und Affalterthal nunmehr mit vollem Recht lutherische Pfarrer eingesetzt" hat. In Affalterthal war dies von 1637-44 Johann Serverus Böttner. In Affalterthal saßen von 1629 bis 1634 nachweislich katholische Geistliche, so Johann Dietz aus Stadtsteinach (1629-31) und Johann Schrenker aus Hollfeld (1633-34).

Besondere Probleme verursachte anscheinend der Kirchenturm. 1668 neu gedeckt und repariert, wurde der Turm 50 Jahre später wegen Baufälligkeit wieder abgerissen und neu errichtet. 1737 waren laut Kirchenrechnungen schon wieder umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig, ebenso 1774. In den Jahren 1779 und 1866 wurde der markante Kirchturm, höchstes Bauwerk im Dorf, beide Male durch Blitzeinschlag vollständig zerstört und wieder aufgebaut. 1887, 1914 und 1936 renovierte die Kirchengemeinde das Kircheninnere und entfeuchtete das Mauerwerk mit Kokosplatten. Die nächste umfassende Sanierung erfuhr die Kirche 1966. Größtenteils in Eigenleistung der Ortsbewohner veränderte man, unter Leitung des Architekten Steuerlein, den Standort des Abendmahltisches. Dieser wurde in das Kirchenschiff versetzt, im mittelalterlichen Chorturm entstand der neue Taufort.

 

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Die bisher letzte Generalsanierung der Kirche fand 1995 statt. Was anfangs wie eine kleine Schönheitsreparatur aussah, entpuppte sich bald als aufwendige Instandsetzung. Die Kirche wurde ab dem Juli 1995 mit einem Kostenaufwand von über 400 000 Mark innen und außen erneuert und renoviert. Dabei stellten sich so manche zusätzliche Mängel heraus, die bei der Gelegenheit auch noch mit behoben wurden. So erneuerte man zum Beispiel den Sakristeifußboden und tauschte die Möblierung aus, weil die alten Holzteile angefault waren. Ohne die unendgeldliche Mitarbeit vieler fleißiger Hände wäre so eine Maßnahme nicht möglich gewesen.

Am ersten Advent 1995 war es dann soweit: Der erste Gottesdienst konnte in der Kirche gefeiert werden. Sie strahlte zwar, aber bis zum Mai 1996 waren noch viele kleine Arbeiten zu verrichten, die im Winter nicht durchgeführt werden konnten. Das gilt vor allem für die Außenanlagen und den Pfarrgarten. Die Einweihung fand mit einem großen Fest am 19. Mai 1996 statt.

 

Kirchenbeschreibung von Prof. Peter Poscharsky

Die Kirche liegt etwas von der Straße zurück, die hier eine starke Biegung macht. Über einen freien, tiefer gelegenen Platz (bis 1794 Friedhof) blickt man auf die Längsseite der Kirche. Dabei fällt besonders der Vorbau auf, welcher die Treppe zu den Emporen enthält. Der Chorturm ist in seinem unteren Teil vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden. 1850 wurde er erhöht, die jetzige Haube erhielt er 1720. Das Schiff ist im Kern noch mittelalterlich. Es hat sein besonderes Gepräge durch die sich nur an der Nord- und Westseite entlang ziehenden doppelten Emporen, die sehr niedrig ansetzen. Das Licht erhält die Kirche von der freien Südwand.

Vermutlich wurden diese Emporen schon beim Umbau 1580 errichtet. Sie waren notwendig, weil zu Affalterthal immer viele - bis zu zwanzig - Orte und Weiler gehörten. Den Emporen gegenüber hat die Kanzel ihren Ort am Chorbogen. Sie ist um 1700 aus Nussbaum geschaffen und trägt reiche geschnitzte Blumengehänge aus Lindenholz. Unter ihr steht jetzt ein Engel. Man erkennt noch an seiner rechten Hand, dass er nicht als Kanzelträger geschaffen wurde, sondern einst die Taufschale trug. Eine Apostelfigur aus der Zeit um 1700 steht am Chorbogen.

Der Chor unter dem Turm ist um vier Stufen erhöht. Hier stand einst der Altar, auch in seiner 1887 und 1936 veränderten Form. Bei der Renovierung 1966, die weitgehend in Eigenleistung ausgeführt wurde, wollte die Gemeinde eine größere Nähe zum Abendmahlstisch. Deshalb entschloss man sich, ihn frei ins Schiff zu stellen. Im Chorraum mit seinem um 1437 entstandenen Gewölbe haben ein neuer Taufort aus Bronze und ein Leuchter ihren Platz bekommen. Das Kruzifix, um 1700, ist raumbestimmend an der Ostwand angebracht. Diese Umgestaltung, durch Architekt Steuerlein und Bildhauer Heiber, beide Nürnberg, wurde von der Gemeinde mitgetragen und ist eine der wenigen Renovierungen, bei denen in einer evangelischen Kirche in der Fränkischen Schweiz eine größere Nähe des Altares zur Gemeinde verwirklicht wurde.

Aus: Peter Poscharsky. "Die Kirchen der Fränkischen Schweiz", FSV Band 6, erschienen bei Palm & Enke in Erlangen, 1991.

Text: Reinhard Löwisch
Bild: Michael Maul